Dienstag, 4. August 2015

Passen wir zusammen?


Liebe (zukünftige) Kunden. Liebe Pferdebesitzer, die planen, Ihr Pferd bei uns in Ausbildung geben zu wollen. Liebe Interessenten.

Die Ausbildung von Mensch und Pferd hier auf der Reitanlage "An den Hofstätten" folgt einem bestimmten Konzept.  Das umfasst die Haltung, Fütterung und Grunderziehung des Pferdes. Es setzt sich fort im Longieren, der Handarbeit und schließlich dem Reiten – im Gelände genau wie in auf dem Platz. Die Ausbildung folgt einem in sich konsequenten System, das in kleinen Schritten aufeinander aufbaut. Wir nutzen dabei mit voller Absicht bestimmte Ausbildungsgegenstände und Techniken und mit voller Absicht nutzen wir andere Ausbildungsgegenstände und Techniken hier NICHT. Die Lern- und Trainingsschritte dauern so lange, wie sie eben dauern, und das aus gutem Grund.
Wer möchte, dass sein Pferd hinterher „so geht wie die Pferde von Frau Möller“ und wer hinterher so reiten können möchte wie „wir hier“, der muss diesen klassischen Weg eben von den Grundlagen an auch gehen wollen und/oder an der Stelle ansetzen, die bislang mit dem Pferd anders gelaufen ist- klingt doch eigentlich logisch und selbstverständlich, oder nicht?

Scheinbar nicht. Deswegen sage ich es jetzt dazu: Bitte informieren Sie sich vorab über die klassische Reiterei und im speziellen mein Konzept und treffen Sie dann eine begründete Entscheidung, ob Sie und Ihr Pferd „so“ ausgebildet werden wollen oder eben nicht.
Ich habe vier Bücher geschrieben, die insgesamt circa 350 Bilder enthalten. Ich habe einen Lehrfilm veröffentlicht, auf dem Sie sich in bewegten Bildern anschauen können, wie ich arbeite. Meine Webseite enthält viele, viele Seiten Informationen und Bilder. Zu jedem meiner Kurse darf man als Zuschauer kommen, kann gerne all seine Fragen stellen. Im Rahmen meiner Morgenarbeiten und Stallführungen kann man auch hier vor Ort vorbeikommen und sich ansehen, wie ich die Pferde halte und wie ich persönlich reite, longiere und meinen Betrieb führe. Meine Literaturliste und Quellenangaben legen im Einzelnen dar, an welchen klassischen Werken und Reitmeistern wir uns hier orientieren.

Ich bitte Sie inständig: Schauen Sie sich vorab meine Arbeit an! Kommen Sie her, stellen Sie (ruhig auch kritische!) Fragen. Verfolgen Sie den Werdegang meiner Berittpferde und meiner Reitschüler. Informieren Sie sich bitte ausführlich über mein Konzept und treffen Sie dann Ihre Entscheidung.
Wenn Ihnen mein Konzept zusagt, dann freue ich mich sehr auf Sie als zukünftige Kunden und werde mit voller Kraft mein Bestes geben, um Ihr Pferd auszubilden.

Dazu lassen Sie mich dann bitte einfach meine Arbeit machen. Da Sie sich dann ja vorher mit meinem Konzept befasst haben, ist Ihnen schon klar, dass erstmal an der Longe und an der Hand gearbeitet wird. Sie wissen dann, dass Ihr Pferd je nach Vorgeschichte allmählich aufgebaut wird. Dass anfangs nur wenige Minuten am Stück geritten wird, dass diese Zeit gesteigert wird je nach den physischen und psychischen Möglichkeiten Ihres Pferdes. Dass in der klassischen Reiterei das „WIE“ weitaus wichtiger ist als das „Wie VIEL“. Sie wissen dann, dass eine einzige richtige Wiederholung mehr bringt als zwanzig  halbfalsche. Und Sie vertrauen mir, dass ich das Pferd auf die Lernschritte vorbereite und die Arbeitsintervalle bewusst wähle. Sollte Ihnen mein Vorgehen einmal nicht ganz klar sein, fragen Sie nach! Gerne erläutere ich Ihnen dann, auf was ich nun in Ihrem speziellen Fall gerade achte, worauf wir meiner Meinung nach warten müssen und welche Gedanken ich mir zu diesem speziellen Pferd gerade mache.
Auf diese Weise werden wir sicherlich gemeinsam Fortschritte erzielen und Erfolge feiern, weil Sie mir Ihr Pferd ja nur dann zur Ausbildung anvertrauen, wenn wir „Erfolg“ ähnlich definieren.
Was dagegen gar nichts bringt und frustrierend für alle Beteiligten endet, wäre folgendes: Der Möller das Pferd nur deswegen in Beritt geben, weil die so nen guten Ruf hat. Weil die grad Platz hat, grad in der Nähe ist oder weißgottwarum. Weil die Möller hat ja immerhin da Bücher und so geschrieben.

Ich verrate Ihnen was: Wenn Sie die Bücher entweder gar nicht gelesen haben ODER die Ihnen inhaltlich einfach nicht gefallen haben, dann haben Sie da doch garnichts von! Wenn Sie in der Pferdeausbildung das alles anders machen würden, oder jedenfalls schneller, oder wenn Sie im Ganzen mit dem Tüddeldüü hier nur „so halb“ einverstanden sind, der werden wir gemeinsam nicht glücklich! Wer mich mal so am Rande auf irgendeiner Veranstaltung hat vorbeireiten sehen, der weiß auch noch lange nicht, wie ich mein Pferd dazu ausgebildet habe. Wenn Sie alleine darauf schauen, welche Trainerqualifikationen ich so habe – die haben andere auch! Und bilden unter Umständen ganz, ganz anders aus.
Sie und ich, wir werden nicht gut zusammenarbeiten, wenn sich herausstellt:

EIGENTLICH wollten Sie das Pferd ja nur schnell angeritten haben, damit es halt brav ist. Wenn wir üben, das Pferd erstmal vernünftig von A nach B zu führen, wollen Sie nicht als Arbeitseinheit bezahlen (schließlich wollen Sie reiten! Dann muss es sich doch im Gelände nicht führen lassen! Und wenn es sich mal losreißt, dagegen ist man doch versichert?!).
EIGENTLICH sind Sie auch mit Ihren Longierkünsten sehr zufrieden. Geht halt nur rechtsrum und der Schweiß tropft, aber der Stoßzügel leistet natürlich sehr gute Dienste, auch die Longierbrille soll bitte dranbleiben?

UND ÜBERHAUPT, wieso sollen Sie Sitzschulung machen? Und wieso ist die Reitstunde zuende, bevor sie sich wie ein Kardio-Workout angefühlt hat?
NEBENBEI bemerkt soll das Pferd nicht auf die Koppel, nicht dass es über die Zäune springt. Und „so viel“ Raufutter soll es auch nicht fressen, denn wenn es zu viel Heu hat, so haben Sie die Erfahrung gemacht, dann ist es nichtmehr so „gut bei der Arbeit“??

AUßERDEM hat der Kollege Ihres Schwagers (der immerhin Schmied ist!) das Pferd ja auch vor vier Jahren mal im Urlaub geritten, und da hat es sich doch super reiten lassen – wieso piaffiert es denn jetzt nicht nach drei Wochen Vollberitt? Sie und all Ihre Bekannten aus dem Internet sind der Meinung, ich solle mich bei dem Pferd doch endlich mal so richtig durchsetzten?
DIE ZEIT, um das Pferd dem Osteopathen vorzustellen, haben Sie nicht (immerhin bezahlen Sie hier teuer Geld, da soll es gefälligst auch geritten werden und nicht dran rummassiert!!) und der Sattel, den Sie da haben, der passt ganz, ganz sicher (denn der passt auf jedes Pferd! Sagte übrigens der Kollege des Schwagers damals auch!)?

IRGENDWIE kommt es Ihnen langsam auch komisch vor, ständig darüber nachzudenken, wie das Pferd sich bei welcher reiterlichen Einwirkung wohl fühlt. Und das ständige Rücksichtnehmen kann doch keinen Erfolg bringen, oder??


Tut mir leid. Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „ja“ beantworten können, dann passen wir einfach nicht zusammen. Dann schonen Sie Ihren Geldbeutel und meine Nerven und geben das Pferd woanders in Beritt.

Ach so, EIGENTLICH sind Sie ja doch total zufrieden mit meiner Art? Und unsere Pferde scheinen sich hier im Stall doch echt wohlzufühlen? Es muss auch nie der Rettungswagen kommen und den Tierarzt sehen wir höchstens zum impfen? Und nachdem Sie mal eins meiner Pferde geritten haben, da wollen Sie ja doch dann auch, dass Ihr Pferd auch mal so „toll reagiert“? Sieht ja auch total toll und elegant aus, das mit dieser klassischen Dressur?
Dann verrate ich Ihnen: das funktioniert nicht trotz beschissener Haltung, schimmligem Futter, absurden Hilfszügelkonstruktionen, einem Sattel aus dem ersten Weltkrieg und einem fünzehnwöchigen Beschlagsintervall. Die Ausbildung hat auch nicht nur ein paar Wochen gedauert und es wurde auch nicht ab der ersten Reitstunde galoppiert.

Sie merken was? Ich auch.

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